Nachdem in der Nacht Studenten der Ramkamhaeng Universität auf dem Universitätsgelände eingeschlossen waren, da „Red-Shirts“ die Eingänge belagerten und Schüsse und Granaten auf die Menschen in Universitätsgelände feuerten, befreite die Armee heute in den Morgenstunden die eingeschlossenen Studenten. Es wird von mindestens 4 Todesopfern und 50 Verletzten berichtet. Die Polizei, die mehrfach alarmiert wurde schritt nicht ein, sie teilte der Presse mit „die Situation an der Universität sei zu chaotisch um dort hin zu gehen“.

Erst nachdem das Militär eingriff, konnte die Lage dort bereinigt werden. Wieder  einmal hat die Polizei in Bangkok kläglich versagt und Ihre Unfähigkeit demonstriert.  Am Morgen nach den Gewalttätigkeiten beendeten die Anführer der „Red Shirts“ ihre Kundgebung im Rajamangala Stadium und forderten Ihre Anhänger zur Heimreise auf, die zumeist erst am Vortag angereist waren um die Regierung zu schützen.

An vielen Orten Bangkok’s kam es zu Straßensperrungen, die großen Einkaufszentren wie Central World, Siam Paragon und einige Touristenattraktionen blieben heute geschlossen. Die Flughäfen sind geöffnet, der Bahn und Busverkehr läuft weitgehend normal. Außerhalb Bangkok’s gibt es keine Beeinträchtigungen durch die Proteste.

Auch die amtierende Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatrakont floh heute vor den Demonstranten, nachdem ein Polizei-Club in dem  sie sich aufhielt, von einigen Demonstranten gestürmt wurde. Zur Zeit ist Ihr Aufenthaltsort unbekannt, auch trat sie heute nicht mehr öffentlich auf.

Während des ganzen Tages lieferten sich Demonstranten und Sicherheitskräfte  heftige Auseinandersetzungen. Die Polizei musste dabei von Soldaten und Grenztruppen unterstützt werden. Die heftigsten Auseinandersetzungen fanden beim Versuch der Erstürmung des Government House, dem Regierungssitz statt. Dort dauern die Auseinandersetzungen noch an. Auch bereitet sich die Polizei nach Angaben des CAPO (Centre for Administration for Peace and Order, der Krisenstab der Regierung) darauf vor, das Finanzministerium und des Government Complex von den Demonstranten zurück zu erobern. Die Polizei setzte bei den Auseinandersetzungen Tränengas und Wasserwerfer, auch Gummigeschosse wurden auf die Demonstranten abgeschossen, die versuchen die Polizeiabsperrungen beiseite zu räumen und des Gelände zu besetzten.

Zahlreiche andere Regierungsgebäude und Fernsehstationen wurden durch die Regierungsgegner besetzt. Suthep Thaugsuban, der Führer der Protestbewegung rief in einer Fernsehansprache am späten Nachmittag zu einem Generalstreik der Regierungsangestellten für morgen auf, darüber hinaus forderte er die Fernsehstationen auf keine Verlautbarungen der Regierung mehr zu verbreiten.
Später trat der stellvertretende Ministerpräsident Pracha Promnok im Fersehen auf und bezichtigte den Proestfüher des Hochverrats. Außerdem forderte er die Bewohner in Bangkok auf, heute ab 22 Uhr zu Hause zu bleiben. Eine Ausgangssperre wurde jedoch nicht verkündet.

Ausländische Medienvertreter in Bangkok äußerten sich, sie fühlten sich in der gegenwärtigen Situation wie in einen Putsch der Regierung durch die Protestanten. Mich selber erinnert die derzeitige Situation stark an die vor dem Sturz der Thaksin freundlichen Regierung im Jahr 2008 als der amtierende Ministerpräsident auch infolge von Protesten aus Bangkok fliehen musste und die Regierung faktisch handlungsunfähig war.

Der Armeechef Gen. Prayuth Chan-Ocha forderte bei Seiten zur Beendigung der Auseinandersetzungen auf und bot seine Vermittlung an. Zuvor hat das Militär bereits weitere Truppen in der Nähe Bangkok’s zusammengezogen. Ein Sprecher des  Armeechef sagte heute morgen, die Armee sei besorgt nicht in die Situation  eingreifen zu können,  sie möchte nicht zusehen wie sich Sicherheitskräfte und Demonstranten bekämpfen.

Sollten sich die Auseinandersetzungen weiter hinziehen oder verschärfen wird m.E. ein Eingreifen des Militärs nicht mehr unwahrscheinlich. Vieles hängt derzeit in Thailand davon ab wie das Militär Stellung beziehen wird. Da am 5. Dezember der Geburtstag des Königs gefeiert wird, herrscht ein großes Interesse daran, die Situation bis dahin zu entschärfen.